25. April 2016
1. Fett- und Zuckersteuern senken Übergewicht: stimmt nicht!
In Europa kennen Ungarn, Finnland und Frankreich Fett- oder Zuckersteuern. Die Steuereinnahmen freuen zwar die Finanzminister. Die gewünschte Wirkung auf die Konsumgewohnheiten haben sie aber nicht. Das ist nicht weiter erstaunlich. Die durchschnittliche tägliche Kalorienzufuhr in Form von Erfrischungsgetränken liegt in Europa bei unter drei Prozent. Seit Jahren führen die Hersteller kalorienreduzierte Alternativen in ihren Sortimenten. Wirksamer als Steuern wäre es, die Leute aus ihren Fernsehsesseln zu bewegen. 2014 betrug der tägliche TV-Konsum in Grossbritannien beispiels-weise fast vier Stunden.
2. Schweizer wollen Zuckersteuer: stimmt nicht!
Der Monitor «Ernährung und Bewegung» vom gfs.bern im Auftrag des Verbands Schweizerischer Mineralquellen- und Soft-Drink-Produzenten (SMS) zeigt: Herr und Frau Schweizer wollen weniger Wirbel rund um Ernährung. Staats-eingriffe beurteilen alle Bevölkerungsschichten mit Skepsis und 75 Prozent erteilen der Zucker- und Fettsteuer eine klare Absage. Besonders in der Deutschschweiz wächst die Ablehnung von Staatseingriffen in Ernährungsfragen. Waren 2014 erst 49 Prozent der Deutschschweizer gegen eine aktive Staatsintervention, sind es 2015 schon 69 Prozent. Stattdessen will das Volk zum Beispiel eine Förderung von öffentlichen Sportanlagen.
Grossbritannien besteuert Süssgetränke: Zuckersteuer für die Schweiz? https://t.co/s2VYeCGdF9
Gut, dass GB keine anderen Probleme hat!— Lorenz Hess (@LorenzHess) 21. März 2016
Nationalrat Lorenz Hess erteilt der Zuckersteuer eine klare Abfuhr.
3. Die Zuckersteuer ist gerecht und wirkt: Stimmt nicht!
Sogar das Gegenteil ist der Fall. In der Schweiz sind 10 Prozent der Bevölkerung stark übergewichtig. Dieser Wert ist seit etwa zehn Jahren stabil. Eine Zuckersteuer würde lediglich die Nahrungsmittel für alle verteuern, nicht aber den von starkem Übergewicht Betroffenen wirklich helfen.
Like VAT, sugar tax will take a higher % of income of poorer people. It’s a regressive tax dressed up prettily #Budget2016
— Abi Wilkinson (@AbiWilks) 16. März 2016
In Grossbritannien entflammt der Vorschlag von Finanzminister Osborne die Gerechtigkeitsdiskussion. Familien mit tieferen Einkommen würden überdurchschnittlich zur Kasse gebeten.
4. Die Zuckersteuer nährt den Staatshaushalt: Stimmt nicht!
Für eine Insel wie Grossbritannien mag dies zwar stimmen. Auch die ungarische Regierung freut sich vordergründig über jährliche Mehreinnahmen in Millionenhöhe durch die Zucker-Fett-Salzsteuer. Andernorts wird bloss der Einkaufstourismus gefördert. Harte Erfahrungen machte Dänemark im Jahr 2011. Mit der Fettsteuer fiel nicht nur der Absatz von dänischer Butter in den Keller, sondern auch die Beschäftigtenzahl in der dänischen Lebensmittelindustrie. Dafür freuten sich Deutschland und Schweden über die neuen Konsumenten aus ihrem Nachbarland. Der dänische Staat erkannte das Nullsummenspiel und schaffte die Steuer schnell wieder ab. Die arg gebeutelte Schweizer Lebensmittelbranche kämpft auch ohne zusätzliche Verbrauchssteuern mit dem starken Franken.
Die Schweizer Lebensmittelbranche kämpft auch ohne zusätzliche Verbrauchssteuern bereits mit dem starken Franken.