Aktuell

30. September 2021

Die Pandemie erhöht das Bewusstsein für Ernährung und Bewegung

Erstmals seit 2016 ist das Interesse an Ernährung und Bewegung gestiegen. Ein höheres Bewusstsein für diese Themen hat das Bedürfnis nach Eigenverantwortung gestärkt. So bevorzugen Schweizerinnen und Schweizer im Umgang mit Übergewicht liberale Konzepte. Zu diesen Erkenntnissen gelangt der repräsentative Monitor Ernährung und Bewegung 2021 von gfs.bern.

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Inter­esse und Informiertheit nehmen seit 2016 erst­mals zu

Die Pan­demie und die damit ver­bun­de­nen Ein­schränkun­gen haben die Bevölkerung für Ernährung und Bewe­gung sen­si­bil­isiert. Der Anteil jen­er, die sich für diese The­men inter­essieren, ist gegenüber der let­ztjähri­gen Befra­gung um 9 Prozent­punk­te gestiegen. Der von 2016 bis 2020 fest­gestellte Trend Rich­tung Desin­ter­esse wurde damit gebrochen. 86 Prozent gaben an, sehr oder eher inter­essiert zu sein. Mit 91 Prozent ist das Inter­esse bei den Frauen etwas höher als bei den Män­nern (81 Prozent).

Die Informiertheit in Sachen Ernährung nahm mit 11 zusät­zlichen Prozent­punk­ten gegenüber dem Vor­jahr eben­falls stark zu. 83 Prozent fühlen sich eher gut oder sehr gut informiert. Beim The­ma Bewe­gung sind es 85 Prozent (2020: 69 Prozent). Der starke Anstieg deutet auf ein gesteigertes Bewusst­sein hin. Mit­teilun­gen im Zusam­men­hang mit der Pan­demie, wonach Übergewichtige zur Risiko­gruppe gehören oder dass es im Home­of­fice zu Bewe­gungs­man­gel kom­men kann, mögen dazu beige­tra­gen haben.

 

Ernährung und Bewe­gung während der Pandemie

72 Prozent der Befragten fehlten während des Lock­downs die Restau­rantbe­suche, 48 Prozent kochen seit der Pan­demie mehr. 42 Prozent haben gemerkt, wie wichtig Bewe­gung für den Kör­p­er ist, 26 Prozent machen mehr Sport. Bei 25 Prozent hat die Pan­demie zu ein­er bewussteren Ernährung geführt. Die Resul­tate des Mon­i­tors zeigen auch, dass Schweiz­erin­nen und Schweiz­er ihr Essver­hal­ten unter Kon­trolle haben. Eine Mehrheit hat seit der Pan­demie wed­er mehr Süs­sigkeit­en gegessen noch an Gewicht zugenom­men. Zudem sagten die Befragten gross­mehrheitlich, nicht mehr alko­hol­haltige Getränke und auch nicht mehr unge­sunde Nahrungsmit­tel als son­st kon­sum­iert zu haben.

 

Präven­tive Mass­nah­men geniessen hohe Zustimmung

Die ver­stärk­te Beschäf­ti­gung mit Ernährungs- und Bewe­gungs­fra­gen hat das Bedürf­nis nach Eigen­ver­ant­wor­tung gestärkt. Die Rolle der Kon­sumentin­nen und Kon­sumenten ist weit­er in den Mit­telpunkt gerückt. Die staatlichen Mass­nah­men, welche die Bevölkerung vor Übergewicht schützen sollen, reichen ein­er Mehrheit zwar nicht aus. Restrik­tio­nen lehnen die Stimm­berechtigten aber deut­lich ab. Die Ein­schränkun­gen, welche die Bevölkerung seit der Pan­demie erlebt, haben offen­bar kri­tis­che Ein­stel­lun­gen gegenüber ein­er restrik­tiv­en Poli­tik befeuert. Lib­erale Konzepte wer­den bevorzugt. Dazu zählen Präven­tion­spro­gramme (89 Prozent), Pro­jek­te in Zusam­me­nar­beit mit der Wirtschaft (87 Prozent), Ernährungskunde in Schulen (84 Prozent) sowie die Förderung des Sportun­ter­richts (81 Prozent).

Die vier beliebtesten Mass­nah­men haben gemein­sam, dass sie das Bewusst­sein für Ernährung und Bewe­gung fördern und damit eigen­ver­ant­wortlich­es Han­deln stärken. Ein Ver­bot von Wer­bung, die speziell an Kinder gerichtet ist, rang­iert auf dem fün­ften Platz. Ein Ver­bot von Lebens­mit­teln, die als unge­sund betra­chtet wer­den, und eine Zusatzs­teuer auf zucker‑, salz- und fet­thaltige Lebens­mit­tel lehnen die Stimm­berechtigten nach wie vor klar ab. Nur 28 respek­tive 26 Prozent stim­men dem zu.

 

Die Frage nach der Ver­ant­wor­tung gewin­nt an Bedeutung

Mit dem erhöht­en Bewusst­sein für Ernährung und Bewe­gung gewin­nt die Frage nach der Ver­ant­wor­tung an Bedeu­tung. Die Aus­sage, dass Kon­sumentin­nen und Kon­sumenten zu ein­er aus­ge­wo­ge­nen Ernährung und aus­re­ichen­den Bewe­gung beitra­gen kön­nen, erfährt mit 7.9 von 10 Punk­ten die grösste Zus­tim­mung. Darauf fol­gen Fam­i­lie und Fre­unde (7.2) sowie die Schulen (7.0). Wahrschein­lich denken die Stimm­berechtigten hier an Kinder, die sich durch frühzeit­ige Aufk­lärung zu einem gesun­den Lebensstil hin­führen lassen. Am wenig­sten Ver­ant­wor­tung wird den Lebens­mit­tel­her­stellern (5.6), der Getränke­branche (5.2) und der Poli­tik (4.7) beigemessen.

 

Eine Zuck­er­s­teuer wird als ungerecht betrachtet

Unab­hängig von dieser Ein­schätzung nimmt die Getränke­branche ihre Ver­ant­wor­tung wahr und reduziert den Zuck­erge­halt ihrer Pro­duk­te frei­willig. Von 2005 bis 2019 haben die Her­steller von Erfrischungs­getränken den Zuck­erge­halt ins­ge­samt um 17 Prozent gesenkt. 40 Prozent der in der Schweiz hergestell­ten Erfrischungs­getränke sind mit­tler­weile zuck­er­frei oder haben einen reduzierten Zuck­erge­halt. Die Her­steller kom­men damit dem Bedürf­nis nach leichter Ernährung nach und ermöglichen eine bewusste Wahl. Über drei Vier­tel der Befragten find­en, dass es genug zuck­er­freie oder zuck­erre­duzierte Alter­na­tiv­en gibt. Eine Zuck­er­s­teuer lehnen 71 Prozent ab. 80 Prozent betra­cht­en eine solche als ungerecht, weil sie Ärmere stärk­er belastet. Nur 24 Prozent denken, dass die Ein­führung ein­er zusät­zlichen Lebens­mit­tel­s­teuer Ein­fluss auf den Kon­sum hätte.

91 Prozent sind der Ansicht, dass die Lebens­mit­tel­branche Fer­tig­gericht­en keinen “ver­steck­ten” Zuck­er beigeben soll. Wohlge­merkt ist der Zuck­erge­halt von Lebens­mit­teln auf der Zutaten­liste aus­gewiesen. Am wenig­sten Zus­pruch erhält das Argu­ment, dass Zuck­er gesund­heitss­chädi­gend ist und vom Staat eingeschränkt wer­den muss (36 Prozent). Hier ist ein Unter­schied zwis­chen den Sprachre­gio­nen zu sehen: Eine knappe Mehrheit der Westschweiz­erin­nen und Westschweiz­er von 53 Prozent ist damit ein­ver­standen. In der Deutschschweiz sind es nur 31 Prozent.

 

Lebens­mit­telkennze­ich­nung gewin­nt an Akzeptanz

2016 waren noch 70 Prozent der Befragten der Mei­n­ung, dass die übliche Lebens­mit­telkennze­ich­nung aus­re­icht, um über die Nährw­erte von Pro­duk­ten zu informieren. In den Jahren darauf brach dieser Anteil ein und betrug 2020 noch 52 Prozent. 2021 stieg der Wert zum ersten Mal wieder an (57 Prozent). Grosse Beliebtheit geniesst die Far­bkennze­ich­nung. 79 Prozent wären eher oder sehr ein­ver­standen, wenn eine solche zum geset­zlichen Stan­dard würde.

 

Der Mon­i­tor Ernährung und Bewe­gung wurde im März 2021 von gfs.bern zum 8. Mal für die Infor­ma­tion­s­gruppe Erfrischungs­getränke durchge­führt. Die Dat­en wur­den in ein­er repräsen­ta­tiv­en Umfrage mit rund 1’000 stimm­berechtigten Schweiz­erin­nen und Schweiz­er erhoben.

 

Die «Infor­ma­tion­s­gruppe Erfrischungs­getränke – für einen aktiv­en Lebensstil und bewussten Trinkgenuss» ist ein freier, über­parteilich­er und dial­o­gori­en­tiert­er Zusam­men­schluss von Vertreterin­nen und Vertretern der Indus­trie und der nationalen Poli­tik. Sie wurde 2013 auf Ini­tia­tive der Erfrischungs­getränke­hersteller hin gegründet.

 

Mehr Infor­ma­tio­nen

Der Mon­i­tor Ernährung und Bewe­gung wird im Auf­trag der Infor­ma­tion­s­gruppe Erfrischungs­getränke durch gfs.bern jährlich erhoben. Befragt wer­den rund 1000 Schweiz­er Stimm­bürg­erin­nen und Stimmbürger.