11. September 2019
1) Der Hype nimmt ab
Gestern Top, heute Flop: Der aktuelle Meinungsmonitor des Forschungsinstituts gfs.bern führt vor Augen, wie Ernährungstrends und Diskussionen rund um Bewegung und das eigene Wohlbefinden einen Sättigungsgrad erreichen können. Zwar interessiert sich mit 77 Prozent seit Jahren eine relativ stabile Mehrheit der Bevölkerung hierzulande für die Themen Ernährung und Bewegung. Allerdings wächst auch die Gruppe der «Nicht-Interessierten» langsam aber stetig an. Zum Vergleich: Innerhalb der letzten sechs Jahre verdoppelte sich der Anteil dieser Gruppe von 14 auf 23 Prozent.
2) Über das wird diskutiert
In aller Munde: 50 Prozent der Bevölkerung gibt an, sich innerhalb der letzten zwölf Monate an Diskussionen oder Nachrichten rund um Ernährung und Bewegung zu erinnern. Inhaltlich geht es dabei meist um Themen allgemeiner Natur. Also um Diskussionen rund um Ernährungsarten wie Vegetarismus, Veganismus, aber auch um Gesundheits- oder Diättipps. Lediglich 12 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer können sich an Diskussionen über Lebensmittelinhaltstoffe wie Fette, Zucker oder Salz zu erinnern. Auch Debatten über Steuern in der Lebensmittelbranche fallen hier klar unter den Tisch bzw. sind Themen, die kaum wahrgenommen werden.
3) Diese Akteure leisten einen Beitrag
Schuld und Sahne: Den grössten Beitrag für einen gesunden Lebensstil und genügend Sport leisten gemäss Monitor – wie schon in den Jahren zuvor – die Konsumenten selber. Und zwar noch vor dem nächsten Umfeld wie der Familie, den Freunden und den Schulen. Zur Veranschaulichung: Der Aussage «Der Konsument allein ist für eine ausgewogene Ernährung verantwortlich» stimmen rund 85 Prozent der Schweizer zu.
Aus Sicht der Befragten leistet die Politik den geringsten Beitrag für eine ausgewogene Ernährung und genügend Bewegung unter der Bevölkerung. Auf einer Skala von 1 (keinen Beitrag) bis 10 (hervorragenden Beitrag) bildet die Politik das Schlusslicht bei drei Punkten.
Eine mittlere bis leicht steigende Relevanz wird dem Arbeitgeber, der Getränkebranche und den Lebensmittelherstellern zugeschrieben. Dieses Ranking schlägt sich auch im Wunsch nach Massnahmen wieder: Demnach sollen Informationen und Aufklärung über gesunde Ernährung im Vordergrund staatlicher Massnahmen stehen, nicht aber die Lenkung über Steuern.
4) Diese Massnahmen wünscht sich die Bevölkerung
Prävention statt Preisaufschlag: Am häufigsten werden Massnahmen wie transparente und verständliche Informationen über Produkte gefordert. Zur Veranschaulichung: 87 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sind gegen versteckten Zucker bspw. in Fertiggerichten.
Weniger eindeutig ist es bei der Nährstoffkennzeichnung allgemein. Einer Ampel-Kennzeichnung als gesetzlicher Standard, der Produkte in gesunde und ungesunde Lebensmittel aufteilt, können 65 Prozent der Befragten etwas abgewinnen, das sind 9 Prozentpunkte weniger als letztes Jahr. Auch wächst in den letzten Jahren der Anteil jener, die damit nicht einverstanden sind. Staatliche Verbote von Lebensmitteln indes sind nicht mehrheitsfähig.
Losgelöst von der schweizerischen Debatte rund um Kennzeichnungen und staatlichen Interventionen haben die Schweizer Erfrischungsgetränkehersteller sich der UNESDA (European Soft Drinks Industry) angeschlossen, welche gesamteuropäisch einen Portfolio-Ansatz verfolgt. Das UNESDA-Prinzip sieht vor, dass Produzenten den Zuckergehalt über ihr gesamtes Portfolio reduzieren müssen. Bis 2015 konnte der Zuckergehalt von Erfrischungsgetränken so im europäischen Schnitt gegenüber 2000 um 12 Prozent gesenkt werden – bis 2020 hat man sich nochmals zu zusätzlichen 10 Prozent verpflichtet.
5) Zuckersteuer fällt weiterhin durch
Auflösung ist auch eine Lösung: Seit 2016 bewegt sich die Zustimmungsrate für Verbote und Steuern auf zuckerhaltige Lebensmittel nicht vom Fleck. So geben auch im Jahr 2019 lediglich 24 Prozent an, dass sie mit einer solchen Steuer einverstanden wären. Die grosse Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer (75 Prozent) lehnen eine Besteuerung auf zuckerhaltige Lebensmittel ab. Überhaupt, die Dynamik dieser in den letzten Jahren von den Medien intensiv diskutierten Thematik löst sich langsam aber sicher auf wie ein Zuckerwürfel im Kaffee. Während die Lager der Befürworter und Gegner einer Zuckersteuer seit drei Jahren stabil sind, erhöht sich in jüngster Vergangenheit die Gruppe jener, die auf die Frage nicht antworten können oder wollen.
Ebenfalls grossmehrheitlich wird die Aussage in der Bevölkerung geteilt, dass eine Zuckersteuer ungerecht sei, da sie Ärmere benachteilige. Auch werden von einer Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer bei der Einführung von Auflagen volkswirtschaftliche Einbussen befürchtet.
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Erfrischungsgetränke: mehr Schweiz als man denkt.
Mehr Informationen
Der Monitor Ernährung und Bewegung wird im Auftrag der Informationsgruppe Erfrischungsgetränke durch das gfs.bern jährlich erhoben. Befragt werden rund 1000 Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger.