17. September 2025
Genuss hängt für viele mit Qualität zusammen
In der Diskussion um Ernährung wird der Genuss oft ausblendet. Vorrang haben meist Fragen zu Gesundheit, Regulierung oder Eigenverantwortung. Ein Blick auf den Genuss offenbart, welche persönlichen und kulturellen Werte Schweizerinnen und Schweizer mit Essen und Trinken verbinden. Spontanassoziationen zeigen, dass Genuss für viele mit Qualität verbunden ist: Mit 32 Prozent werden Qualitätsmerkmale am häufigsten genannt. Dahinter folgen konkrete Begriffe wie Esswaren und Gerichte (20 Prozent) sowie Gemüse und Früchte (17 Prozent), was den alltagsnahen Zugang zum Thema unterstreicht. Geschmack zählt ebenfalls zu den zentralen Assoziationen (14 Prozent).
Geselligkeit steht an oberster Stelle
Besonders wichtig ist den Befragten das soziale Erlebnis: 57 Prozent empfinden Geselligkeit und gemeinsames Essen oder Trinken als sehr wichtig, 34 Prozent als eher wichtig. Weit oben stehen sorgfältige Zubereitung und hochwertige Zutaten (51 und 50 Prozent sehr wichtig). Eine hohe Priorität haben zudem Herkunft und Nachhaltigkeit von Lebensmitteln (47 Prozent sehr wichtig) sowie Entspannung und Zeit (46 Prozent sehr wichtig). Besonderer Geschmack und spezielle Aromen finden 35 Prozent sehr wichtig, «Sich etwas zu gönnen» 32 Prozent.
Stimmberechtigte sehen den Konsumenten in der Verantwortung
Wenn es um ausgewogene Ernährung geht, schreiben Stimmberechtigte den Konsumentinnen und Konsumenten die grösste Verantwortung zu. Auf einer Skala von 0 bis 10 erreichen sie einen Mittelwert von 7.2. Es folgt das soziale Umfeld mit Familie und Freunden (6.8) sowie die Schulen (6.2). Am unteren Ende der Skala rangiert die Politik mit 4.5. Auch die Lebensmittelhersteller (5.1) und die Getränkebranche (4.7) werden als begrenzt einflussreich wahrgenommen.
Aufklärung und Entscheidungsfreiheit werden bevorzugt
Ideen, wie der Staat ausgewogene Ernährung fördern könnte, gibt es viele. Nicht alle stossen auf Akzeptanz. Die höchste Zustimmung erreicht haben 2025 Präventionsprogramme und gemeinsame Projekte mit der Wirtschaft (88 und 84 Prozent). Ein Beispiel für solche Projekte ist die Zuckerreduktion im Rahmen der Erklärung von Mailand. Auf je 78 Prozent Zustimmung kommen obligatorische Ernährungskunde und mehr Sportunterricht.
Die Einführung eines Mindestalters ist die unbeliebteste Massnahme
Nicht mehrheitsfähig sind nach wie vor Verbote und Steuern. Mit einer Lenkungsabgabe auf Zucker, die für die Aufklärung eingesetzt würde, wären 42 Prozent einverstanden (2024: 35 Prozent). Eine Erklärung für den Anstieg ist, dass das Interesse an Ernährung und Bewegung 2025 zugenommen hat, begleitet von einer breiten Medienpräsenz und einem höheren Informationsstand in der Bevölkerung. Einem Verbot «ungesunder» Lebensmittel haben 27 Prozent zugestimmt, einer Zusatzsteuer auf zucker‑, salz- und fetthaltige Lebensmittel 30 Prozent. Die unbeliebteste Massnahme bleibt mit 19 Prozent die Einführung eines Mindestalters für den Kauf dieser Lebensmittel.
Die Bevölkerung wünscht sich Massnahmen, um ausgewogene Ernährung zu fördern. Die Haltung gegenüber staatlicher Einflussnahme bleibt aber zurückhaltend. Die Zustimmung zu Steuern, Werbeverboten oder Altersbeschränkungen nimmt tendenziell ab. Deutlich wird eine Präferenz für Information, Aufklärung und Entscheidungsfreiheit.
Zuckersteuer verliert weiter an Zustimmung
Eine Mehrheit von 72 Prozent lehnt eine Steuer auf zucker‑, salz- und fetthaltige Lebensmittel ab. Nur 27 Prozent wären damit einverstanden. Gründe für die Unbeliebtheit einer Zuckersteuer liefert der Monitor: 76 Prozent finden eine Zuckersteuer ungerecht, weil sie Ärmere stärker belastet. 70 Prozent denken, dass Ernährungsgewohnheiten nicht mit Steuern geändert werden können.
91 Prozent sehen zugesetzten Zucker als Dickmacher, und 90 möchten, dass die Lebensmittelbranche aufhört, sogenannten versteckten Zucker in Fertiggerichte zu geben. Allerdings stimmen 76 Prozent der Aussage zu, dass nicht die Lebensmittel, sondern die Essgewohnheiten entscheidend sind. In einer ausgewogenen Ernährung haben zuckerhaltige Erfrischungsgetränke Platz.
Getränkehersteller haben die Reduktionsziele übertroffen
Etwa 40 Prozent der in der Schweiz hergestellten Erfrischungsgetränke sind zuckerfrei oder zuckerreduziert. Konsumentinnen und Konsumenten haben freie Wahl und profitieren von einem breiten Angebot an kalorienarmen Getränken. 73 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass es genug zuckerfreie und zuckerreduzierte Alternativen gibt. Gegenüber dem Vorjahr hat diese Aussage 8 Prozentpunkte an Zustimmung gewonnen.
Die Hersteller von Erfrischungsgetränken bedienen die Nachfrage nach leichten Durstlöschern und senken den Zuckergehalt seit Jahren freiwillig. Mit der Erklärung von Mailand haben sie sich 2023 verpflichtet, den Zucker bis Ende 2024 um 10 Prozent zu reduzieren. Dieses Ziel ist mit grossem Engagement der Branche übertroffen worden. Am 21. August 2025 haben die Hersteller von Erfrischungsgetränken mit Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider eine Erklärung für eine weitere Reduktion von 10 Prozent bis Ende 2028 unterzeichnet.
In der Medienmitteilung hält das Eidgenössische Departement des Innern Folgendes fest: «Neu lancierte Produkte weisen oft einen Zuckergehalt auf, der deutlich unter dem Marktdurchschnitt liegt. Zudem stehen immer mehr Produkte ganz ohne Zuckerzusatz in den Verkaufsregalen. Bei den Erfrischungsgetränken sank der Zuckergehalt bisher um gut 13 Prozent. Mit diesen Errungenschaften trägt die ‹Erklärung von Mailand› dazu bei, den Zuckerkonsum der Bevölkerung zu senken und dadurch die öffentliche Gesundheit zu fördern.»
Stimmberechtigte wünschen sich Transparenz
Wie können Lebensmittelhersteller dazu beitragen, dass sich Schweizerinnen und Schweizer ausgewogen ernähren? Transparente und verständliche Information über den Inhalt von Produkten steht seit dem ersten Monitor 2014 immer an oberster Stelle – 2025 mit 94 Prozent. Auf Platz 2 ist mit 87 Prozent die Vereinfachung der Nährwertdeklaration. 55 Prozent befürworten die Idee, zucker‑, salz- oder fetthaltige Nahrungsmittel nur noch in kleinen Portionen anzubieten. Unbeliebt sind Preiserhöhungen für zucker‑, salz- und fetthaltige Lebensmittel (40 Prozent). 21 Prozent stimmen der Idee zu, auf die Genussmittelproduktion zu verzichten.
Erfrischungsgetränke machen etwa 10 Prozent des Zuckerkonsums aus
Laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) beträgt der durchschnittliche Zuckerkonsum in der Schweiz rund 100 Gramm pro Person und Tag. 38 Prozent davon sollen aus Getränken stammen. Zu beachten ist, dass Erfrischungsgetränke nur ein Teil davon sind. Zahlen unserer Mitglieder zufolge machen Erfrischungsgetränke im Durchschnitt etwa 10 Prozent des Zuckerkonsums aus.
Mehr Informationen
gfs.bern hat den Monitor Ernährung und Bewegung im März 2025 zum 12. Mal realisiert – im Auftrag der Informationsgruppe Erfrischungsgetränke. Die Daten stammen aus einer repräsentativen Umfrage mit gut 1’000 stimmberechtigten Schweizerinnen und Schweizern. Für die vorliegende Medienmitteilung wurde eine Auswahl der Inhalte getroffen. Die Resultate des Monitors sind im Schlussbericht einsehbar.