18. September 2024
Konsumenten tragen selbst am meisten zu einer ausgewogenen Ernährung bei
Wer trägt dazu bei, dass sich Schweizerinnen und Schweizer ausgewogen ernähren und genug bewegen? In den Augen der Stimmberechtigten leisten die Konsumenten selbst den grössten Beitrag (durchschnittlich 7.5 auf einer Skala von 0 bis 10). Darauf folgt das Umfeld mit Familie und Freunden (7). Die Schulen erreichen mit 6.2 den dritten Platz. Einen geringen Wert erreicht die Politik mit 4.7. Ebenfalls am unteren Ende der Skala stehen Lebensmittelhersteller (4.8) und die Getränkebranche (4.4). Gestiegen ist der Wert bekannter Vorbilder (6.1).
Schweizer Lösungen statt Richtlinien internationaler Organisationen
Laut dem Bundesamt für Gesundheit sind 43 Prozent der Erwachsenen und 15 Prozent der Kinder übergewichtig. Die Stimmberechtigten sind in den letzten Jahren offener geworden für staatliche Massnahmen im Zusammenhang mit Ernährung und Bewegung. Das heisst aber nicht, dass Sie für rasche und uneingeschränkte Übernahme von Richtlinien internationaler Organisationen sind, wie beispielsweise der WHO.
Die Stimmbevölkerung tendiert in Richtung Schweizer Weg. Auf einer Skala von 0 (uneingeschränkte Übernahme) bis 10 (klar eigenen Weg) beträgt der Durchschnitt 5.9. Die Ansichten dazu unterscheiden sich stark nach Milieu und Generation.
Prävention und Aufklärung – Ja. Verbote und Abgaben – Nein.
Es gibt viele Ideen, wie der Staat Bewegung und ausgewogene Ernährung fördern könnte. Die Wünsche nach Präventionsprogrammen und nach gemeinsamen Projekten von Staat und Wirtschaft haben 2024 Höchstwerte erreicht (94 und 93 Prozent). Das gilt auch für obligatorische Ernährungskunde in Schulen (95 Prozent). Ein Beispiel für Projekte, welche Staat und Wirtschaft gemeinsam realisieren, ist die Zuckerreduktion im Rahmen der Erklärung von Mailand.
Gesunken ist die Zustimmung zu Verboten und Steuern. Kaum Chancen hätten eine Lenkungsabgabe auf Zucker, deren Ertrag zur Aufklärung eingesetzt würde (35 Prozent), ein Verbot «ungesunder» Lebensmittel (30 Prozent) sowie eine Zusatzsteuer auf zucker‑, salz- und fetthaltige Lebensmittel (27 Prozent). Mit 18 Prozent die unbeliebteste Massnahme wäre die Einführung eines Mindestalters für den Kauf besagter Lebensmittel.
Die Umfrage zeigt, dass die Bevölkerung Massnahmen wünscht. Sie unterscheidet jedoch zwischen den Formen: Prävention und Aufklärung – Ja. Verbote und Abgaben – Nein. Mit Bildung und Information fördert der Staat die Ernährungskompetenz. Die Verantwortung für die Ernährung bleibt bei den Bürgerinnen und Bürgern.
Solide Mehrheit gegen Zuckersteuer
Eine solide Mehrheit lehnt eine Steuer auf zucker‑, salz- und fetthaltige Lebensmittel ab. 2024 erreichte der Anteil jener, die sich damit anfreunden könnten, 28 Prozent. 70 Prozent sind nicht einverstanden mit einer solchen Steuer. 77 Prozent finden eine Zuckersteuer ungerecht, weil sie Ärmere stärker belastet. 74 Prozent sind überzeugt, dass sich Ernährungsgewohnheiten nicht mit Steuern ändern lassen. 72 Prozent denken, dass nicht Lebensmittel entscheidend sind, sondern Essgewohnheiten. 96 Prozent sind der Ansicht, dass sogenannter versteckter Zucker aus Lebensmitteln verschwinden sollte.
Getränkehersteller reduzieren freiwillig Zucker
Rund 40 Prozent der in der Schweiz hergestellten Erfrischungsgetränke sind zuckerfrei oder zuckerreduziert. Die Hersteller fördern mit einem breiten Sortiment die bewusste Auswahl, und sie stillen die Nachfrage nach leichten Durstlöschern. 65 Prozent der Befragten finden, dass es genug zuckerfreie oder zuckerreduzierte Alternativen gibt.
Getränkehersteller reduzieren den Zucker seit Jahren freiwillig. Von 2005 bis Ende 2020 waren es 15 Prozent. Am 14. Februar 2023 haben Getränkehersteller und Detailhändler mit dem damaligen Bundespräsidenten, Alain Berset, die Erklärung von Mailand unterschrieben. Sie verpflichten sich, den Zuckergehalt in Getränken bis Ende 2024 um weitere 10 Prozent zu senken.
Schweizerinnen und Schweizer wünschen sich Transparenz
Was können Lebensmittelhersteller tun, damit wir uns ausgewogen ernähren? Seit zehn Jahren erhält hier transparente und verständliche Information über Produkte am meisten Zustimmung. 2024 sind es 97 Prozent. 96 Prozent erreicht die Reduktion von Zucker, Salz und Fett.
Die Zustimmung zu einer Vereinfachung der Nährwertdeklaration ist auf 94 Prozent gestiegen. Mehrheitsfähig wäre die Idee, zucker‑, salz- oder fetthaltige Nahrungsmittel nur noch in kleinen Portionen anzubieten (63 Prozent). Am unbeliebtesten sind Preiserhöhungen (31 Prozent) und der Verzicht auf die Genussmittelproduktion (20 Prozent).
Mehrheit wünscht sich Vereinfachung der Nährwertkennzeichnung
Im Mai 2024 gaben zwei Schweizer Lebensmittelhersteller bekannt, dass sie die freiwillige Kennzeichnung Nutri-Score aufgeben werden. Ihre Erfahrungen hätten gezeigt, dass der Nutzen im Verhältnis zu den hohen Kosten gering sei. Bei den Stimmberechtigten scheint die Farbkennzeichnung beliebt zu sein. Die Zustimmung ist in den letzten 10 Jahren gestiegen: von 58 Prozent im Jahr 2014 auf 82 Prozent im Jahr 2024.
Bei der obligatorischen Nährstoffkennzeichnung verhält sich der Trend umgekehrt: Seit dem Höchstwert von 74 Prozent im Jahr 2016 geben immer weniger Stimmberechtigte an, dass ihnen die Nährstoffkennzeichnung ausreicht, um sich zu informieren. 2024 waren es 50 Prozent.
Mehr Informationen
gfs.bern hat den Monitor Ernährung und Bewegung im März 2024 zum 11. Mal realisiert – im Auftrag der Informationsgruppe Erfrischungsgetränke. Die Daten stammen aus einer repräsentativen Umfrage mit gut 1’000 stimmberechtigten Schweizerinnen und Schweizern.